Valiente [mutig] – Mein Praktikum im Ausland

on

¡Hola y buenas días!

nach langer Zeit melde ich mich zurück, um von meiner wohl spannendsten und aufregendsten Zeit zu berichten – meiner Zeit in Spanien. Darüber, wie es dazu kam, dass ich zwei Monate in Córdoba in einer WG lebte und dann weitere zwei Monate durch Andalusien gereist bin, berichte ich in diesem Beitrag.

Es begann theoretisch schon vor acht Jahren, als ich meine Lieblingsyoutuberinnen Considercologe geschaut habe und Leo damals ihr Auslandssemester in Sevilla machte. Ich verfolgte ihre Vlogs und fand das alles so spannend und interessant, dass ich mir fest vornahm auch einmal ein Auslandssemester zu machen. Spanien fand ich schon immer toll – daher auch der Blog-Name Bienanna.

Geplant war mein Auslandssemester eigentlich für mein fünftes Bachelor-Semester, aber leider kam mir dann die Corona-Panemie dazwischen. Nach meinem zweiten von drei Master-Semestern war es dann aber soweit. Ich hatte das erste Gespräch im International-Office. Gemeinsam mit der Prüfungskommission überlegten wir, welche Partneruniversitäten in Frage kämen. Leider stellte sich recht schnell heraus, dass ein Auslandsemester mit der Spezialisierung meines Master-Studiengangs in Sozialer Arbeit nicht möglich ist, sondern nur ein Praktikum.

Somit machte ich mich auf die Suche nach einer Praktikumsstelle. Tipp: Macht euch schlau, welche Partnerstädte zu eurer Stadt gehören. Über die Stadt Nürnberg habe ich bspw. meine Stelle in Córdoba gefunden. Somit konnte ich nicht nur eine soziale Einrichtung im Ausland kennenlernen, sondern auch die Beziehung zwischen den beiden Städten pflegen.

Nach einem Vorstellungsgespräch und einigen weiteren Gesprächen mit den Mitarbeiter*innen der Einrichtung in Córdoba, hatte ich dann meinen Vertrag und eine Menge Papierkram stand mir bevor. Dank der Unterstützung des International-Offices ließ sich das aber alles bewältigen.

Eine größere Hürde war es dann eine Unterkunft zu finden. Da es sich bei mir um ein Praktikum und eben kein Auslandssemester handelte, stand mir kein Zimmer in einem Student*innenwohnheim zu. Erst zwei Wochen vor meiner Abreise fand ich ein Airbnb, welches die Möglichkeit des Langzeitaufenthaltes für einen halbwegs humanen Preis angeboten hat. Ich hatte keine Zeit mich mit der Unterkunft und den Mitbewohner*innen auseinanderzusetzen und sagte zu, ohne zu wissen was auf mich zukommen würde.

Ende Februar ging es dann für mich nach Córdoba. Hier lebte ich zwei Monate in dem besagten Airbnb, welches in den zwei Monaten wie ein zweites Zuhause für mich wurde. Es war ein riesiges Haus mit verschiedenen Abteilen, in dem wir insgesamt zu acht lebten. Das Haus gehört einem etwas älteren Künstlerprächen, welches ebenfalls in dem Haus lebte. Sie sprachen kein Englisch und natürlich auch kein Deutsch. Sie waren aber von der ersten Minute an sehr herzlich und geduldig und nahmen mich wie eine weitere Tochter auf. Die Frau kochte viel mit mir, brachte mir dabei Vokabeln bei und ich lernte viel über die spanische Kultur. An Feiertagen nahmen sie mich mit zu Festlichkeiten oder luden mich zum Essen mit der Familie ein. Ich aß sehr viel gutes spanisches Essen (wenn auch größtenteils nicht vegetarisch…).

Und auch die anderen Mitbewohner*innen trugen einen großen Teil dazu bei, dass ich mich sehr wohl fühlte. Wir waren eine internationale Mischung in allen Altersklassen. Eine Professorin aus Valencia brachte mir ebenfalls viel Spanisch bei, mit meinem italienischen Mitbewohner machte ich die lustigsten und abenteuerlichsten Radtouren und mit meinem amerikanischen Mitbewohner machte ich den ein oder anderen Städtetrip.

Neben meiner neuen Wohnungssituation gab es dann aber eben auch noch mein Praktikum. Dieses absolvierte ich in einer Stiftung, die in Córdoba ziemlich bekannt war. Meine Mentorin war eine sehr inspirierende Frau, von der ich – trotz der Sprachbarriere viel lernte. Und nicht nur von ihr! Auch alle anderen Kolleg*innen nahmen mich (zugegebener Maßen nach einigen Anfangsschwierigkeiten aufgrund der Sprachbarriere) sehr herzlich auf und auch hier fühlte ich mich sehr wohl. In meiner Praktikumsstelle wurde mir dann erst richtig bewusst, wie herausfordernd das Leben im Ausland ist. Ich hatte bereits vor meiner Abreise ein paar Sprachkurse belegte und wusste, dass die Sprache eine Herausforderung werden würde. Doch als ich dann ankam war es mehr als eine Herausforderung. Ich hatte zu Beginn große Schwierigkeiten mich zu integrieren. Da aus meinem kleinen Umfeld das ich hatte, niemand englisch oder deutsch sprach, konnte ich mich nur bedingt in Gespräche einbringen. Ich war nicht ich selbst, da ich häufig ohne Anteilnahme in Gesprächsrunden saß und auch meine Mitmenschen nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollen. Die ersten Wochen war das wirklich hart. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Neben den 40 Stunden, die ich in der Stiftung verbrachte, lernte ich wie eine Verrückte Vokabeln. Ich schrieb mir jeden Satz, den ich in DeepL eingab in mein Büchlein, kategorisierte meine Übersetzungen, klebte mein kleines WG-Zimmer mit Post-Its und Zeitformen voll und versuchte alle Gesprächsfetzen, die ich aufnehmen konnte, zu übersetzen. Nach etwa zwei Wochen hatte ich dann ein solides Repertoire an Gesprächsleitfäden auswendig gelernt, sodass ich erste Gespräche führen konnte. Meine Mitmenschen rechneten mir das hoch an und waren beeindruckt wie schnell ich lernte. Besonders meine Vermieterin baute mich immer wieder auf und sicherte mir zu, bald besser zurecht zu kommen.

Für die ersten zwei Monate meiner Zeit im Ausland hatte ich eine ERASMUS-Förderung. Somit konnte ich auch an den Veranstaltungen von ERASMUS teilnehmen. Und dies tat ich auch – zwar nicht in dem Maße wie die Studierenden im Auslandssemester, da ich sehr viel arbeiten musste, aber an den Wochenende machte ich viele Tagestrips und lernte dabei zwei ganz tolle Französinnen kennen, die mich dann meine gesamt Zeit in Córdoba begleiteten. Über die beiden gelangte ich dann auch in andere Gruppen und war von da an kaum mehr allein.

Nach meinen zwei Monaten Praktikum hatte ich noch zwei weitere Monate in Spanien eingeplant. Seit März war meine Masterarbeit angemeldet, welche ich dann weiterhin schrieb – jedoch an schöneren Orten als in deutschen Bibliotheken. Ich reiste zwei Monate von Córdoba über Granada, Málaga, Marbella, Tarifa, Conil, Cádiz, Rota und Sevilla, nach Madrid und Barcelona. Ich war in Hostels und schrieb in Hostel-Küchen und Cafés meine Masterarbeit. Nicht immer war es leicht sich für das Schreiben zu motivieren, aber rückblickend war es ein sehr gutes Maß an Schreiben und Reisen. Feiern, Sport und sonstige Aktivitäten gehörten natürlich auch dazu.

Neben dem Reisen und meiner Masterarbeit arbeitete ich weiterhin für eine soziale Einrichtung in Nürnberg. Ich hatte somit die Möglichkeit weiterhin Geld zu verdienen und musste nicht ausschließlich auf Erspartes, Kindergeld und Unterhalt zurückgreifen. Außerdem hatte ich das große Privileg, keine Miete weiterhin in Deutschland zu zahlen. Mein Freund wohnte weiterhin in unserer Wohnung, sodass auch all meine Klamotten und Möbel weiterhin untergebracht und versorgt waren.

Während meiner Zeit im Ausland musste ich sehr häufig meine Komfort-Zone verlassen. Dazu gehörte an vielen Stellen Mut und an anderen Stellen Disziplin. Ich habe durch diese Erfahrungen mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten gewonnen und hatte die Möglichkeit aus meinen Routinen auszubrechen. Dadurch habe ich neue Sichtweisen entdeckt. Welche Bedeutung Karriere für mich hat, was Wohlstand für mich ist und welche Bedeutung Sprache hat. Ich habe viel über mich und die Kultur meines Landes gelernt und hoffe, dass ich meine Begegnungen und Erfahrungen noch lange in mir behalten werde. Durch diese Blogposts hoffe ich ein paar mehr Menschen mit meinen Gedanken zu erreichen. Ich möchte Mut machen, aus Routinen auszubrechen, seine Verhaltens- und Sichtweisen zu überdenken und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, denn wir alle können mutig sein!

¡Hasta pronto!

Anna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert